An der Gaststätte Kamp sind die Abrissarbeiten abgeschlossen. Der Boden liegt bereit für den Neubau des Bestattungsunternehmens Keunecke. Im allein erhaltenen Alt-Trakt wird es wieder eine Wirtschaft geben: das Gasthaus „Himmel und Erde“ für Beerdigungskaffee und Veranstaltungen. Von Fritz Schubert
Auf einer von Straßen umgebenen Insel hatte die Gaststätte Kamp einst gelegen. Nur konnte man das Jahrzehnte nicht erkennen, weil der Blick aufs Pflaster der ehemaligen „Brüner Chaussee“ versperrt war. Jetzt ist das Eiland an der Ecke Caspar-Baur-Straße / Trappstraße direkt neben dem Friedhof sichtbar. Abrissarbeiten am verschachtelten Komplex sind abgeschlossen. Stehen geblieben ist der Kernbau an der Ecke. Er wird in ein Projekt integriert, für das jetzt alle Signale auf grün stehen: Ende Oktober beginnt der Bau des neuen Firmensitzes für das Bestattungsunternehmen Keunecke.
Frischer Meisterbrief
Lange haben Margit Keunecke (53) und ihr Sohn Michael (25), der ganz frisch auch den Bestatter-Meisterbrief in Händen hält, das Vorhaben verfolgt. Bekanntlich erwarb die Familie das 1500 Quadratmeter große Grundstück am Alten Friedhof Anfang des Jahres im damals bereits dritten Zwangsversteigerungstermin. Das Warten auf Abriss- und Baugenehmigungen ist heute Geschichte. Architekt Fred-Jürgen Störmer hat eine Anlage konzipiert, mit der die Keuneckes für Wesel Neuland betreten. Denn aus dem Traditionslokal wird ein modernes Trauerhaus.
„Ich hatte lange die Absicht, alles abzureißen“, sagt Margit Keunecke die heute froh über „eine Eingebung“ ist. Denn der Alttrakt mit Saal wird Richtung Trappstraße etwas erweitert und wieder als Wirtschaft dienen. „Himmel und Erde“ (RP berichtete) wird das Gasthaus heißen, „denn der Tod gehört zum Leben“, sagt die Chefin. Keine lärmige, täglich geöffnete Kneipe ist ihr Ziel, sondern Platz für 80 bis 90 Gäste eines Beerdigungskaffees. Ebenso möchte Keunecke diese Räume für thematisch passende Veranstaltungen oder Liederabende nutzen.
Der Charakter des Altbaus soll auch durch die Fenster mit farbiger Bleiverglasung unterstrichen werden. Margit Keunecke spricht von einer „schönen Lichtstimmung“ und freut sich, dass Ersatz für verwitterte Stücke gerettet werden konnte. Zeitgemäß schnörkelloser werden die neuen Abschnitte: Anschließen werden sich Küchen und Toiletten-Anlagen, ein separater Raum für Besprechungen mit Kunden und ein Büro. Entlang der „Brüner Chaussee“ (Zufahrt, Parkplätze, Fahrradständer, Außengastronomie) wird der eigentliche Arbeitsbereich des Bestattungsunternehmens errichtet.
Abschiedsraum mit Außenbereich
Ob eine Multifunktionshalle von Anfang an dabei ist, wird in den nächsten Tagen entschieden. Klar ist, dass neben einer Garage ein Vorbereitungs- und ein Kühlraum entstehen. Ganz am Ende wird ein separat zugänglicher Abschiedsraum liegen. Dazu gehört ein abgeschiedener, nicht einsehbarer Außenbereich mit etwas Wasser und viel Grün. Keunecke: „Schutz- und Schonraum für Angehörige.“ Oder eben eine Insel für Trauernde.
Quelle: RP, 28.9.2007